Wall-of-Text incoming:
Ich hatte meinen Schein zwar schon mit 18 und auch ein Motorrad, sogar noch vor dem Autoführerschein, ganz zu schweigen von meinem Auto, das hielt aber nur ca. 1 Jahr lang. Danach hatte ich 7 Jahre lang kein eigenes Motorrad, nur 3 mal ein Motorrad übers WE ausgeliehen.Das was ich ausgeliehen hatte, war 2x die Yamaha Fazer 600 (einmal mit, einmal ohne Halbschale) und die Fazer 1000. Selbst vor den Ausleihaktionen waren 4 Jahre Pause. Ich bezeichne das also einfach mal als "Mehrfacheinsteiger".
Und da stellt sich mir die Frage: Was genau kennzeichnet eigentlich ein Einsteigermotorrad? Die Spitzenleistung des Motors? Die Leistungsentfaltung übers Drehzahlband? Der Anschaffungspreis oder Unterhaltskosten?
Was ist denn ein "taugliches Einsteigermotorrad"?
Ich hab mir 18 direkt von der 4PS 50er auf die Kawa KLX 650 mit *hust* 34PS gewechselt... könnten auch 48PS gewesen sein, ich weiß es nicht mehr so genau *hust*. Das war ein alter Eintopf und dementsprechend bockig. Ich konnte damit umgehen, man muss das Motorrad nur erstmal "kennen lernen".
Weil ich die FZ600 schon übers WE ausgeliehen hatte, war die 7 Jahre später ein Kandidat für das "nächste" eigene Motorrad. Genauso war die Triumph Speed Triple ein Kandidat. Es wäre auch die Triumph geworden, ganz einfach weil die spürbar leichter war, was bei nur 1,65m Körpergröße einen enormen Unterschied macht. Nur die war dummerweiße bis Ende des Jahres schon ausverkauft, da ich aber definitiv in der Saison ein Moped haben wollte, schied die aus. Ich bin dann noch eine GSR600 probegefahren und fand die einen Tick spritziger und spontaner als die FZ600, also habe ich mich für die GSR entschieden und bin die dann letztendlich auch 5 Jahre lang gefahren. Man konnte an dem Moped nix meckern. Dummerweiße hatte ich lediglich das "Ausgehproblem", was aber frühzeitig behoben gewesen wäre, wenn den 24tkm Kundendienst kein absoluter Volltrottel gemacht hätte. Es lag schlicht und einfach am Ventilspiel, was beim 24tkm Kundendienst ohnehin eingestellt wird. Nur der
Saftladen von Stadler Nürnberg (bewusste Antiwerbung, denen würde ich kein Motorrad mehr geben, selbst wenn sie was umsonst machen würden, denn sie machens ja eh "umsonst") hat anscheinend keine Ahnung von den Maschinen, die er eigentlich warten sollte.
Nach 5 Jahren GSR hat mich allerdings das 600er 4-Zylindergeheule mit absolut keiner Leistung im niedrigen Drehzahlbereich gernervt, und da fiel die Wahl dann doch wieder auf das absolute Anti-Motorrad, von der GSR aus gesehen: Eine KTM Duke 690. Also back to the roots, wieder ein fetter Einzylinder. Und das Teil ist vom Fahrkomfort her, was Bequemlichkeit betrifft um WELTEN hinter der GSR. Es macht mir aber trotzdem mehr Spass, aber man kann das auch nicht wirklich vergleichen, es ist eben ein GANZ ANDERES fahren, aber jetzt hab ich Leistung da wo ich sie "will", auch wenn obenrum definitiv die Puste "fehlt" im Vergleich zur GSR. Und da kommen wir zum nächsten Punkt:
Was Anfänger stören könnte, sind die Lastwechsel-Reaktionen. Da braucht man einfach etwas Feingefühl in den Fingern.
Die GSR hat Lastwechsel? Echt jetzt? Sind wir mittlerweile generationstechnisch so weit, dass die nächste Generation schon genetisch für Elektromotoren vorbereitet ist? Für die GSR braucht man kein Feingefühl, das kriegt ein Grobmotoriker hin, da muss man schon Parkinson haben, dass man damit nicht zurecht kommt. Das Teil ist handzahm. Jup, die hat Lastwechsel, va. wenn das Ventilspiel nicht mehr passt. Aber selbst wenn das Ventilspiel nicht mehr passt, ist das Pillepalle. Das ist "Gemecker" auf höchstem Niveau, man muss sich lediglich minimal drauf einstellen. Und damit komme ich wieder zur Anfangsfrage:
Was ist einsteigertauglich? Hast Angst vor den "gewaltigen" 98PS? Soll das Motorrad fehlerunanfällig sein? Letzteres hat nichts mit "Einsteigermotorrad" zu tun, dass will jeder nicht-masochistisch veranlagte Motorradfahrer, egal ob er schon seit 50 Jahren fährt, oder das die erste Maschine wird.
Was das "Einsteigermotorrad" ausmacht, ist mMn zu 99,99976% der Fahrer, das hat gar nichts mit dem Motorrad zu tun. Auch eine BMW 1000RR mit um die 200PS ist Einsteigertauglich. Wenn du allerdings zu dem Schlag gehört, der bei einer Probefahrt aus der Hofausfahrt vom Händler abbiegt und direkt mal im ersten Gang den Hahn aufreist... na dann lass das mit dem Motorradfahren lieber ganz... sofern du die erste Beschleunigungsorgie bei der Probefahrt überhaupt überlebt hast (falls nicht, auch nicht schlimm, du kriegst nen Darwinaward posthumen, so böse das auch klingen mag).
Und da frag ich mich dann immer: Was sollen diese ganzen "ist das Einsteigerfreundlich"-Fragen in diversen Motorradforen, egal ob hier GSR oder sonstwo für was für eine Maschine? Was hätte man denn gerne? Worauf legt man wert? Fühlt man sich mit zuviel PS ggf. überfordert (wenn man das schon weiß, muss man ja eigentlich auch nicht mehr fragen).
Also wenn ich mir was kaufen will, überlege ich mir, worauf ich wert lege und hole dann ENTSPRECHENDE Informationen ein, völlig egal ob ich mir ein Haus, ein Motorrad oder einen Küchenmixer kaufen will.
Speziell beim Motorrad, fahr halt einfach mal probe? Was gibt mehr Auskunft? Wenns dir taugt, dann isses dein Moped, wenn nicht, dann halt nicht.