Mugello Speer Cup 9.-11.8.2013

rufer

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Ort
Schweiz
Bike
GSX-R1000-K5, K6
Das nächste Rennen im Arcuoso Cup bei Speer. Nach nur zwei Wochen Pause geht es bei ungefähr gleicher Hitze wie in Brünn weiter...

Vorbereitungen
Nach dem Hitzeschock in Brünn hab ich mir überlegt, wie ich mich besser darauf einstellen könnte. Als vernünftiger Mensch geht man ja nicht in der Mittagshitze Joggen oder Mountainbiken. Aber ohne es nachgemessen zu haben, beim Motorrad fahren hab ich wohl eher noch höheren Puls und das findet ja auch in der Tageshitze statt. Ich hab dann entschieden, dass ich das Fitnessprogramm halt jeweils gleich nach der Arbeit abspule und nicht erst wenn sich die grösste Hitze gelegt hat.
Am Motorrad gabs nicht viel zu machen. Ausser dass ich mir aus Verpackungsmaterial einen Block zugeschnitten habe, mit dem der Tank gegen hinten künstlich etwas verlängert werden könnte. So sitze ich etwas weiter hinten, was hoffentlich eine bessere Gewichtsverteilung ergibt.

Anreise
Mugello ist die zweitnächste Strecke im Cup, "nur" 630km Anreise. Speziell ist, dass die Italiener (EU/Schengen hin oder her) immer gültige Papiere sehen wollen fürs Motorrad, also niemals ohne Papiere und Nummernschild anreisen!! Die Reise verlief bis auf sehr sehr starken Regen im Tessin und ein sehr starkes Gewitter in Bologna ganz normal.
In Mugello angekommen, hab ich mich in Box Nr 4 einquartiert. Neben den "üblichen verdächtigen" aus Zürich waren auch noch ein paar weitere Schweizer dort einquartiert. Der Boxenpreis ist stolz, also sollen die Boxen auch gefüllt werden. Zwei Boxen weiter sind mit Marc & Co noch ein paar weitere bekannte einquartiert.
Die Einschreibung konnte auch gerade noch erledigt werden.

Freitag 9.8.
Heute stehen 6 Sessions à 20min auf dem Programm. Mein Ziel ist an der Gewichtsverteilung zu arbeiten und natürlich die Rundenzeit vom letzten Jahr zu verbessern.
Reifenmässig habe ich von Brünn noch 3x angefahrene Dunlop KR108 in medium-soft Mischung auf Lager. Diese werden nun nach und nach aufgefahren.
Nach der ersten Session (Maschine auf dem Stand von Brünn) sieht das Reifenbild hinten rechts etwas durchzogen aus. Ich montiere den "Bürzel" am Tank mit viel Panzertape und gehe damit in der zweiten Session erstmals auf die Strecke. Fühlte sich nur ganz kurz etwas komisch an, dann fand ich es eigentlich ganz natürlich. Passt irgendwie für meine Grösse. Also bleibt das drauf. Und das Reifenbild sieht auch wieder besser aus - kann aber auch Zufall sein weil die Temperaturen hoch gehen.
Jetzt aber mal zur Strecke. Mugello besteht grundsätlich fast nur aus Kurven. Es gibt keine wirklich langen geraden Stücke. Die Zielgerade ist ein ganz langgezogenes S, in welches man mit sehr viel Schwung aus der abfallenden letzten Kurve einbiegt. Ende Start-Ziel ist eine Kuppe, über die man in die Bremszone der ersten Kurve einbiegt. Hier muss vor der Kuppe etwas investiert werden, damit danach fürs anbremsen der ersten Kurve die Richtung stimmt. Gaaaanz links aussen sollte man dort für eine schnelle Runde sein. Dort wird vom 6. Gang (ca 285km/h) auf rund 90km/h im 3. Gang zusammen gebremst. Dann geht es steil hoch in das Geschlängel von zwei links/rechts Schikanen, mit einem ganz kurzen geraden (aber holprigen) Stück dazwischen. Danach geht es wieder rechts runter und gleich wieder links. Gleich darauf folgend die zwei ansteigenden Arrabiata Rechtskurven, wo man den 3. Gang in voller Schräglage voll ausdreht. Jetzt geht es über eine Kuppe in eine abfallende rechts-links Schikane. Kurz darauf folgt eine 180° rechtskurve, stark abfallend. Diese mündet wiederum in eine sehr schnelle links-rechts Schikane. Danach muss kurz der 4. Gang eingelegt werden, bevor für die Zielkurve (180° links) wieder der dritte rein kommt. Danach wieder 4-5-6 auf Start-Ziel.
Mit der K5 also eine Strecke für schaltfaule. Gerade mal 8x schalten pro Runde!! Aber die Strecke hat es absolut in sich, ich musste mich auch wieder zuerst daran gewöhnen. Die schnellen Stellen brauchen richtig Mut und eine passende Linie. Wer dort abfliegt, darf bestimmt dem Medical Center einen Besch abstatten. Nicht weil die Strecke schlecht gesichert ist, überhaupt nicht, aber weil man einfach in Kurven verdammt schnell unterwegs ist.
Die weiteren Turns verlaufen etwas harzig, ich komme nicht so recht auf Touren und habe mühe auf schnelle Zeiten zu kommen. Nach den Turns sehe ich jeweils aus wie geduscht, man schwitzt wie verrückt. Einige lassen wegen der Hitze den letzten Turn aus. Also endlich ein bisschen Platz auf der Strecke.
Ja und in diesem letzten Turn fahre ich zunächst hinter Marc her, der mich ziehen will. Ich stosse dann aber auf eine andere Honda mit blitzsauberer Linie und kann endlich flüssiger fahren. Irgendwie passt nun alles zusammen, was in einer 2:02.1 Zeit resultiert, also ca 1.5s schneller als letztes Jahr. Somit endet dieser Tag mit einem Smile im Gesicht. Auch wenn die Konkurrenz aus dem Cup nochmal gut 2s schneller ist.
Den Abend lassen wir (ein paar Schweizer) im Rustico beim Essen ausklingen. Es ist wiederum super lecker. Merci an Dani fürs "chauffieren".

Samstag 10.8.
Heute gelten die 3 Sessions bis 13:00 noch zur Quali. Danach finden Cup und GP Rennen statt, ich starte nur im Cuprennen (ist mit der 1000er auch gar nicht anders möglich). Vor dem Mittag kann ich mich noch einmal um knapp eine halbe Sekunde verbessern auf 2:01.7. Im letzten Turn fahre ich einen neuen Vorderreifen fürs Rennen an, in der harten 302 Mischung. Der Medium Vorderreifen sah zwar noch relativ gut aus, hatte aber schon merklich weniger "Profil". In dieser Session stürzt Christian aus unserer Box nach einem Verbremser im Kies. Halb so wild, aber die Maschine muss natürlich schnell repariert werden.
Das Startprozedere für alle Rennen ist so: Startaufstellung in der Boxengasse. Ein Pacebike führt das Feld um den Kurs und biegt gleich wieder in die Boxengasse ein. Es wird fliegend gestartet, vor Start-Ziel darf nicht überholt werden. Fliegende starts mag ich nicht - aber es ist nunmal so.
Vor dem Rennen natürlich nochmal viel trinken - danach ist ja dann für ungefähr 30min schluss mit Flüssigkeit. Auch die Maschine will betankt sein: 13l reichen mit Reserve. Hinten kommt ein neuer Slick in medium-strong Mischung drauf - die hat letztes Jahr gut funktioniert. Mein Startplatz ist der 12. also dritte reihe ganz links.
Mein Start funktioniert recht gut, ich bin am Vordermann dran und versuche der Honda zu folgen. Hinten habe ich in der Anfangsphase ein paar wenige Rutscher. Leider quetscht sich dann eine Kawa dazwischen, die aber auch nicht schneller ist als ich. Ich verzweifle fast dahinter. An den Stellen wo ich dran wär, kann ich nicht überholen, weil er eine enge Linie fährt. Aussenrum geht nicht. Schliesslich erledigt sich das Problem von selbst, weil ihm auf Start-Ziel der Motor abstellt. Gegen Vorne gibt es jetzt allerdings eine Lücke, doch ich versuche noch einmal ran zu fahren. Gegen ende des Rennens komme ich an Christian heran, der offensichtlich langsamer wurde. Ich überhole ihn in der letzten Kurve, doch er kontert dank mehr Kawa Power wieder. Ich bleibe aber dran und kann nach Arrabiata 2 einfahrt der Schikane wieder innen durch schlüpfen. Zum glück kam ich diesmal gut aus der letzten Kurve raus, es war nämlich auch schon die letzte Runde!! Am ende wars der 10. platz. Bestzeit 2:01.8, alle Runden bis auf die erste waren konstant 2:02 oder 2:01. Tja mehr war nicht drin, ich hab alles gegeben! Die Topspeeds waren wegen Gegenwind etwa 10km/h tiefer als noch gestern.

Übrigens noch ein Hoch auf die Infrastruktur in Mugello. Ja die Boxen sind teuer, aber dafür hat es in JEDER Box eine Dusche, eine Toilette und ein Lavabo - und zwar jeden Tag blitzsauber geputzt!! Weiter hat es in jeder Box zwei grosse Fernseher, wo man die Streckenkameras oder den Zeitenmonitor aufschalten kann - oder wenns langweilig ist halt TV gucken kann :) Es wird jeden Tag abfall geleert, die alten Reifen werden ohne murren abtransportiert - ja das ist tatsächlich nicht selbstverständlich!!
Und auch die Streckenposten sind wirklich lobenswert. Auch wenn es ab und zu wirklich Motorräder in 1000 Teile zerlegt hat, nach 10min war die Strecke immer wieder offen! Die haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Und am Abend werden jeweils noch fein säuberlich mit Traktor und Rechen die Einschlaglöcher in den Kiesbetten geglättet und mit der Kehrmaschine die verlorenen Teile eingesaugt!!

Sonntag 11.8.
Heute sind für die zwei schnellen Gruppen nur 2x15min Sessions angesagt. Dann die Rennen und - wer mag - am Nachmittag noch freies Fahren.
Am morgen fuhr ich zwei lockere Turns, wobei der zweite wegen einem Abflug in der Gruppe davor etwas kürzer wurde. Ruedi stürzt in dieser letzten Session fast vor mir beim anbremsen der ersten Kurve. Wegen der Kuppe sehe ich nur nach den Weg durchs Kiesbett - sah jedenfalls ungemütlich aus.
Bereits 11:20 startete unser zweites Rennen. Die Temperaturen waren nicht ganz so hoch wie gestern. Es kommt wieder ein neuer Hinterreifen in gleicher Mischung drauf - sicher ist sicher und wenn's nur ein psychologischer Vorteil ist wenn man am Start noch mit den Etiketten auf dem nagelneuen Reifen steht. Der fliegende Start verläuft bei mir nicht ganz ideal, der Vordermann brummt mir gleich ein paar Meter auf. Und von hinten überholt mich die freche Kawa gleich wieder. Mist, jetzt aber den nicht aus den Augen verlieren. Ich kontere gleich, aber er überholt mich abermals. Im Geschlängel und auf Start-Ziel hat er Vorteile, ich zwischen Arrabiata 2 und der letzten Kurve, komme aber wegen besagter enger Linie nicht ohne Fehler seinerseits vorbei. Es ist ein engagiertes Rennen mit zwei Stürzen fast vor meiner Nase. In der ersten Schikane fällt einer per Highsider aus und in der schnellen Schikane liegt nach einem Sturz eine Heckverkleidung einer Honda auf der Strecke. Eine Runde später ist sie weg und es kann wieder angegriffen werden - merci an die Streckenposten. Ich gebe nochmal alles und sehe weiter vorne immer noch Ueli - so weit weg bin ich also nicht vom vorderen Teil des Feldes. Schlussendlich werde ich auf Platz 9 abgewunken. Zwar nicht ein Bestresultat, aber mit persönlich bester Rundenzeit von 2:01.102.
Danach hab ich zusammen gepackt und bin nach hause gefahren. Das freie fahren am Nachmittag liess ich also sein - die Luft war draussen und ich war froh dass noch alles ganz war. Heimreise über Mailand - Simplonpass - Lötschberg Autoverlad. Übrigens, der Vito läuft den Pass hoch irgendwie besser als die fahrenden Rollschuhe von gewissen Touristen... oder liegt's auch dort hauptsächlich am Fahrer?? :giggle

Fazit:
- Eine SUPER Strecke in einer schönen Region. Wenn ich mich in den schnellen Partien (Arrabiata etc) und ausfahrt letzte Kurve noch etwas verbessern kann, fällt auch die Rundenzeit noch.
- Die Sitzposition ein paar cm weiter hinten hat sich bewährt. Jetzt muss ich eine definitive Lösung bauen
- Sehr gut organisiert von Speer, die Cuprennen liefen sehr flüssig ab. Die Veranstaltung war wohl total ausgebucht - Strecke war teilweise schon etwas voll.

Super Bilder von unserem besten Forums Fotografen hab ich schon... lade ich morgen hoch.

Grüsse
Rufer
 

gsxr1000k5lkm

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Toller Bericht :daumenhehe Fotos :dancebaby
 

rufer

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So, jetzt zu den Bildern. Die sind alle von Toedi hier im Forum gemacht worden (C) www.speedmotopics.de

Ich finde es hat viele SUPER Bilder dabei!!! Nicht immer die gleiche Kurve, sondern ein bisschen alle Perspektiven. Echt super gemacht! Man sieht sogar auf den Bildern geradeaus noch Dynamik drin. Mugello ist eben eine Strecke, wo man überall mit dem Motorrad kämpfen muss, auch auf den geraden Stücken.

http://www.mrufer.ch/motorrad/mugello13/

Eine Auswahl ist schwierig...
Mugello10082013_2059.jpg
Mugello10082013_1194.jpg
Mugello10082013_3989.jpg
Mugello10082013_6411.jpg

Die Aerodynamik hat noch ein wenig Optimierungspotential :grubel
7D2_2153.jpg
1D4F7222.jpg

Marc fast im Windschatten:
7D2_9877.jpg

Ich bei Timmy Revaka im Schlepptau:
7D2_9731.jpg

Action Bild aus dem Rennen:
Mugello10082013_6267.jpg

Grüsse
Rufer
 
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