Grundbegriffe und Grundlagen zur Fahrwerkseinstellung

Freak69

Aktiver User
Supporter
Sponsor 2023
Sponsor 2022
Reaktionen
8.457
Punkte
113
Ort
Wedemark
Bike
GSX-S Black Fighter
Farbe
Schwarz
Ich hab da was interessantes zum Thema Fahrwerkseinstellung im GSX-R Forum gefunden.
Dabei hoffe ich das ich nicht gegen das Urheberrecht verstoße. @Goliath du hast ja beide Foren unter deinen Fitichen kannst ja mal bewerten wenn du magst ;)

Erklärt wird, was wie heißt, wozu was gut ist und mit welchen Schrauben was eingestellt wird. Die Beschreibung der Gabel bezieht sich auf eine Up-Side-Down Gabel einer GSXR1000, R1, ZX10, Blade usw.: Die Grundbegriffe gelten vorn wie hinten, die Erklärungen werden zum einfacheren Verständnis aber wiederholt.

Front/Gabel

Druckstufe
Die Druckstufe der Gabel wird an der unteren Schraube je Gabelholm eingestellt. Zu beachten ist, dass man immer die offenen "Klicks" zählt. Das heißt, wenn jemand von 10 Klicks Druckstufe spricht, dann heißt dies, dass die Schraube der Druckstufe ganz zugedreht wird (rechtsrum) und dann solang aufgedreht wird, bis 10 Klicks hörbar waren. Die Druckstufe ist für die Geschwindigkeit des Einfederns verantwortlich.

Zugstufe
Die Zugstufe der Gabel wir an der oberen Schraube (mittig, zwischen den meist eloxierten Federvorspannungsschraube) je Gabelholm eingestellt. Zu beachten ist, dass man immer die offenen "Klicks" zählt. Die Zugstufe ist für die Ausfedergeschwindigkeit verantwortlich.

Federvorspannung
Die Federvorspannung der Gabel wird mit den großen Schrauben oben je Gabelholm eingestellt. Die Schrauben sind meist eloxiert und es sind eingedrehte Ringe sichtbar. Anhand dieser Ringe misst man die Federvorspannung. Die Anzahl der zu sehenden eingedrehten Ringe beschreibt die Federvorspannung. Die "Härte" der Feder kann über die Federvorspannung nicht verändert werden. Über die Federvorspannung wird lediglich das Fahrzeugniveau bzw. der Negativfederweg der Gabel eingestellt. Geht die Gabel bei harten Bremsmanövern trotz korrektem Negativfederweg und eingestellter Druckstufendämpfung "auf Block", ist die Kennlinie der eingebauten Gabelfedern nicht dem Fahrergewicht angepasst (zu weich).

Heck/Federbein

Druckstufe
Die Druckstufe des Stoßdämpfers wird an der oberen Schraube des Federbeins eingestellt. Zu beachten ist, dass man immer die offenen "Klicks" zählt. Das heißt, wenn jemand von 10 Klicks Druckstufe spricht, dann heißt dies, dass die Schraube der Druckstufe ganz zugedreht wird (rechtsrum) und dann solang aufgedreht wird, bis 10 Klicks hörbar waren. Die Druckstufe ist für die Geschwindigkeit des Einfederns verantwortlich.

Zugstufe
Die Zugstufe des Stoßdämpfers wird an der unteren Schraube des Federbeins eingestellt. Zu beachten ist, dass man immer die offenen "Klicks" zählt. Die Zugstufe ist für die Ausfedergeschwindigkeit verantwortlich.

Federvorspannung
Die Federvorspannung des Stoßdämpfers wird mit den großen Muttern oben am Federbein eingestellt. Meist wird hierzu ein Hakenschlüssel verwendet. Bei einigen Nachrüstfederbeinen gibt es auch eine hydraulische Federvorspannung. Hier misst man entweder den Abstand zwischen der oberen großen Mutter und dem Federbeinanfang, oder man zählt die Gewindegänge. Wie bei der Gabel, kann über die Federvorspannung lediglich das Fahrzeugniveau bzw. der Negativfederweg des Federbeins eingestellt werden. Wenn z.B. in einem Federbein eine Feder für einen 70 Kg Fahrer eingebaut ist, aber mit dieser Feder ein 100 Kg Fahrer sein Glück versuchen will, wird er versuchen durch weiteres vorspannen der Feder den Negativfederweg für sein Gewicht einzustellen. Wenn der Negativfederweg mit 100 Kg Fahrer nun evtl. korrekt eingestellt ist, wird der Negativfederweg ohne Fahrer gegen 0 gehen, weil sich die Maschine ohne Fahrer weiter aus der Feder hebt als vor der Verstellung. Interessant, wird das Ganze dann beim Fahren. Hier kommt auch noch die dynamische Achslastverlagerung dazu, deren Wirkung wiederum vom Fahrergewicht abhängig ist. Das Heck zieht sich bei jedem Beschleunigungsvorgang "in die Feder". Umso mehr, je schwerer der Fahrer ist. -> am Kurvenausgang wird es damit für schwere Fahrer schwer, eine enge Linie zu halten. (Untersteuern) Das Ganze kann durch eine Feder, mit dem Fahrergewicht angepasster Kennlinie ("härterer Feder"), entschärft werden.

Hebelumlenkungen
Hebelumlenkungen der Hinterradfederung sind im Prinzip ein Segen, weil sie die "Übersetzung" der Federkräfte abhängig von der jeweiligen Einfederungsposition ändern und so ein feines Ansprechen um die Ruhelage (mit Fahrer) bei gleichzeitig hoher Durchschlagsicherheit ermöglichen. Ist das Federbein aber z.B. zu weich und man gleicht es nur mit einer erhöhten Vorspannung aus, passt die Progressionskennlinie nicht mehr (die ist ja durch die Geometrie festgelegt). Man hat dann zwar ein feines Ansprechen aus der Ruhelage, aber die zu weiche Feder kommt durch die höheren wirkenden Kräfte schneller in den Progressionsbereich und wird damit schneller Bockig (verhärtet schneller). Auch das spricht für die Notwendigkeit einer auf das Fahrergewicht abgestimmten Feder.

Grundsätzliches

Meistens ist die vom Hersteller empfohlene Fahrwerkseinstellung eine gute Ausgangsbasis für persönliche Fahrwerkseinstellungen. Erst wenn der eigene "Speed" steigt und man das Fahrwerk in dieser Einstellung an seine Grenzen bringt, oder in manchen Streckenabschnitten "Probleme" kriegt und dann auch noch analysieren kann welche Probleme es sind, kann man durch entsprechende Einstellungen an den "vielen Schräubchen" dem entgegen wirken.

Es gibt verschiedene Grundaussagen zur Fahrwerkseinstellung an denen man sich orientieren kann/sollte:
  • So weich wie möglich, so hart wie nötig.
  • Das Fahrwerk sollte vorne und hinten synchron arbeiten. Front und Heck sollte in der Ein-/Ausfedergeschwindigkeit gleichmäßig sein. Egal, ob gleich soft/schnell oder hart/langsam, Hauptsache vorne und hinten gleichmäßig.
  • Negativ Federweg vorne (belastet) ca 30-35 %.
  • Negativ Federweg hinten (belastet) ca 25 % + - 5 %.
Zugstufe und Druckstufe sollen (Hörensagen ;) ) sich beim Verstellen in geringerem Maße gegenseitig beeinflussen. Das heißt, wenn man die Zugstufe öffnet, wird auch die Druckstufe etwas weicher und die Feder schlägt eher durch (geht auf Block). Wenn man nun die ZS sehr stark verstellt, muss man entsprechend auch die DS nachstellen usw. Das bedarf natürlich schon etwas an Erfahrung und intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema... Was macht mein Bike? Wie verhält es sich? Liegt es ruhig, satt? Schwimmt es? Bremsverhalten, bleibt es auf Linie? Grip?...

Wenn jetzt noch das Reifenabriebbild fein krümelig bis glatt ohne Wülste oder Risse ist, ist man auf dem richtigen Weg.

Ein interessantes Buch zum lesen:
"Neue Fahrwerkstechnik im Detail" von B. Wilbers und Mini Koch, ISBN 3-929534-17-7
 
G

Gelöschtes Mitglied 656

Guest
Ich würde das eher als Allgemeinwissen ansehen. Dazu doppelt sich der Text doch arg oft.
 

Goliath

Administrator
Teammitglied
Reaktionen
1.937
Punkte
113
Alter
42
Ort
Neheim, Arnsberg
Bike
GSX-R1000
Farbe
Schwarz
Moin freak,

klar macht das Sinn - haben wir aber schon hier ;-)

KnowledgeBase - Einstellmöglichkeiten

Weiss ich zufällig deshalbs spontan so genau, nicht weil ich hier nachgesehen habe, sondern weil ich im Testboard gestern in der neuen KnowledgeBase den Eintrag auch angelegt hatte :D


Finde ich aber super, dass du dich da kümmerst und mit denkst.

Allgemeinwissen ist es zwar, aber es gibt viele, die neu anfangen und sich das Wissen aneignen müssen.
Dafür ist die KnowledgeBase ja da!

:daumen:
 

Freak69

Aktiver User
Supporter
Sponsor 2023
Sponsor 2022
Reaktionen
8.457
Punkte
113
Ort
Wedemark
Bike
GSX-S Black Fighter
Farbe
Schwarz
UPS das ist mir glatt entgangen. Schande auf mein Haupt. Ich hoffe ich finde milde in den Augen meiner Forumskollegen :boing:
 

Freak69

Aktiver User
Supporter
Sponsor 2023
Sponsor 2022
Reaktionen
8.457
Punkte
113
Ort
Wedemark
Bike
GSX-S Black Fighter
Farbe
Schwarz
Danke du baust mich wieder auf ;)

Als kleiner Zusatz. Ich dachte bis vor 3 Wochen das ich dass mit dem Fahrwerkeinstellen schon einigermaßen gut drauf hab.
Dann hab ich Olaf Hilger kennengelernt und er hat mir dann gezeigt wie man ein Fahrwerk optimal einstellt.

Mein Fazit daraus ist:
Gut das es Leute gibt die in einigen Sachen viel mehr Ahnung haben als ich :daumen:
Also wenn sich einer nicht sicher ist und es noch nie gesehen hat wie man ein Fahrwerk einstellt dann bitte erstmal von jemandem zeigen lassen wie und was und wozu was gemacht wird.
Ansonsten kann es auch mal richtig in die Hose gehen.;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Rentner323

Neu an Board
Reaktionen
20
Punkte
3
Alter
35
Bike
GSX-S 1000
Moin
Bei meiner gsx s habe ich das Problem, dass im zugedreten Zustand die Zugstufe auf der einen Seite grade geklickt hat und auf der anderen Seite kurz vor einem Klick steht. Zähle ich nun beim rausdrehen bis 8 macht also eine Seite fast 1/4 Umdrehungen mehr. Sollte ich hier lieber statt 8 Klicks einfach 2 Umdrehungen machen (wie bei der druckstufe, da gibt es bei meiner keine Klicks) und dann den nächstliegenden klick "suchen"?
Gruß aus Kiel
 

Freak69

Aktiver User
Supporter
Sponsor 2023
Sponsor 2022
Reaktionen
8.457
Punkte
113
Ort
Wedemark
Bike
GSX-S Black Fighter
Farbe
Schwarz
@Rentner323 hast du wirklich einmal komplett aufgedreht? Eigentlich sollten auf beiden Seiten die Klicks pro 1/4 Umdrehung kommen.
 

Rentner323

Neu an Board
Reaktionen
20
Punkte
3
Alter
35
Bike
GSX-S 1000
Die Klicks kommen auf beiden Seiten alle 1/4 Umdrehungen. Es geht mir um den Winkel zwischen "ganz reingedreht" und dem 1. Klick. Dieser ist auf der einen Seite etwa 5-10 Grad und auf der anderen Seite etwa 35-40 Grad (geschätzt)

Demnach entsprechen "8 Klicks raus" auf der einen Seite etwa 2 und auf der anderen 2 + 1/4 Umdrehungen
 
Zuletzt bearbeitet:

Kortwin

Aktiver User
Supporter
Sponsor 2024
Sponsor 2023
Reaktionen
10.259
Punkte
113
Ort
Hamburg
Sind die ,Halter’, in welchen die Schrauben sitzen, gleich fest bzw. gleich weit hereingedreht?
Ich würde beim ,Klicks‘ zählen bleiben. Dann geht’s um 20‘-30‘... das wird nicht zu spüren sein und die Gabel wird‘s abkönnen, wenn es marginale Differenzen in der Funktion gibt. Immerhin gibt es Motorräder, bei welchen Zug- und Druckstufe jeweils nur in einem der beiden Rohre der Gabel, also komplett getrennt, sind.
 

zwölfhunderter

Aktiver User
Reaktionen
3.052
Punkte
113
ich wage es zu bezweifeln, dass irgendeiner von hier ein Klick Unterschied links zu rechts bemerken würde :upps:
 
Oben